Kurzfassung  aus: "Biblische Zahlensymbolik" von Adolf Heller

 

2 = Zahl der Fleischwerdung, des Sohnes,

der Gemeinschaft, des Zeugnisses, Zahl der Scheidung

 

Ursprünglich war Gott alles in sich selbst. Er war der "glückselige Gott" (1Tim 1:11), der niemandes bedurfte (Apg 17:25). Aber es drängte ihn, eine Welt ins Dasein zu rufen, um sie an seiner eigenen Glückseligkeit teilhaben zu lassen.

 

Um an ihr jedoch sein tiefstes Wesen, nämlich Gnade, Liebe und Erbarmen, offenbaren und darstellen zu können, genügte es, menschlich gesprochen nicht, dass er eine immer in Heiligkeit und Vollkommenheit stehende Schöpfung ins Leben rief. Vielmehr musste ein dunkler, schauriger Hintergrund von Sünde und Schuld vorhanden sein, um dann das Gegenteil, Liebe, Huld und Barmherzigkeit, daran und darin zu enthüllen. Denn eine  heilige, unfehlbare Welt hätte Gottes Gnade und Erbarmen weder benötigt noch erkannt. Sie  hätte gegenüber dem großen allmächtigen Schöpfergott Gehorsamsstellung eingenommen und wäre nie und nimmer in eine solche beseligende Erkenntnis der unverdienten Gnade  und überströmenden Liebe eines sich in seinem Sohne selbst opfernden Vaters und in eine solch enge, alles Denken weit übersteigende Gemeinschaft der Gleichheit mit Gott (1Joh 3:2) hineingekommen, wie es erst durch das Eindringen der Sünde möglich wurde.

Darum rief Gott eine Schöpfung ins Dasein, die die Möglichkeit, ja, zutiefst mit dem Auge des Glaubens geschaut, die Notwendigkeit des Falles in sich trug. Und deshalb ist auch alles Herausgehen aus der Eins zunächst etwas Gerichtsmäßiges.

 

Während das ganze All zunächst erschaffen, "mit Händen gemacht" wird (Hebr 9:11), ist der Sohn ein Gezeugter, wie in Ps 2:7 geschrieben steht: "Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt." Nun war der Vater nicht mehr alles in sich, nun waren aus dem Einen zwei geworden. Die beiden waren ja im Geist und in der Gesinnung noch eine völlige Einheit. Darum konnte auch Jesus sagen: "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10:30).

Mit der Zeugung des Sohnes waren also zwei geworden. "Gott ist einer, und einer ist Mittler" (1Tim 2:5). Immer blieb der Sohn in engster Liebesgemeinschaft mit dem Vater

(Joh 4:34,  Joh 5:19, Joh 6:38, Joh 8:28); immer war er ein treuer Zeuge (Offb 1:5) und wurde  um seines Mittleramtes willen dennoch von Gott verlassen (Mt 27:4).

So sehen wir im Sohn die Zwei: die Fleischwerdung, die Gemeinschaft, das Zeugnis, aber auch die Scheidung.

 

Gott lässt den Menschen, zunächst den "Menschen Christus Jesus" (1Tim 2:5) dann stufenweise die ganze übrige Schöpfung zum Staube oder zur Zermalmung zurückkehren, um sie aber nicht darin für immer und endlos schmachten zu lassen, sondern um sie dann zur rechten Zeit und Stunde in verklärter Herrlichkeit zurückzurufen, wie wir in Ps 90:3 lesen:  "Du lässest zum Staube zurückkehren den Menschen und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder (oder als Menschensöhne)!"

Die fluchvolle Zerstreuung und Israels zukünftige Wiederbringung ist Vorbild und Modell für Gottes Liebesgedanken mit der ganzen Schöpfung. Ps 126:6: "Er geht weinend hin, tragend den Samen zu säen; er kommt heim mit Jubel, tragend seine Garben", gilt letztlich für Christus hinsichtlich aller Kreaturen.

 

Äußerlich gesehen begann der Fall des Menschen damit, dass er, der vorher eine Einheit war, geteilt wurde. Das weibliche Prinzip wurde herausgenommen, war nicht mehr in, sondern um Adam, wie Jer 31:22 geschrieben steht: "Jehova hat ein Neues geschaffen auf der Erde: das Weib wird den Mann umgeben."

So sehen wir auch bei Adam und Eva in dem Herausgehen aus der Eins in die Zwei den Grundsatz der Scheidung, der Fleischwerdung und der Gemeinschaft (1Mo 2:18).

 

Bei Betrachtung der Zahl Eins sahen wir bereits, wie Paulus 1Mo 2:24, das sich zunächst nur auf natürlich-irdische Lösungen und Bindungen bezieht, auf das Verhältnis von Christus zur Gemeinde anwendet. Er nennt diesen alltäglichen, fast selbstverständlichen Vorgang ein "großes Geheimnis", das er, der Apostel des Leibes des Christus, in Bezug auf Überirdisch-Geistliches gebraucht.

 

Die Zwei ist auch die Zahl des Zeugnisses. In Israel konnte niemand auf Grund einer einzigen Zeugenaussage bestraft werden. Es  mussten mindestens zwei Zeugen vorhanden sein. So steht 5Mo 17:6 geschrieben: "Auf die Aussage zweier Zeugen... soll getötet werden, wer sterben soll; er soll nicht auf die Aussage eines einzelnen Zeugen getötet werden."

Wiederum lesen wir in 5Mo 19:15: "Ein einzelner Zeuge soll nicht wider jemand auftreten wegen irgend einer Ungerechtigkeit und wegen irgend einer Sünde, bei irgend einer Sünde, die er begeht; auf zweier Zeugen... Aussage soll eine Sache bestätigt werden."

Darum sandte der Herr seine Jünger, die seine Zeugen sein sollten, nicht allein, sondern zu zweien und zweien, wie Mk 6:7 bezeugt: "Und er ruft die Zwölfe herzu; und er fing an, sie zu zwei und zwei auszusenden."

 

Selbst das Zeugnis Gottes wird durch die Zahl Zwei betätigt und bestärkt, wie in 1Mo 41:32 geschrieben steht: "Was die zweimalige Wiederholung des Traumes des Pharao anlangt, es ist, weil die Sache von Seiten Gottes fest beschlossen ist, und das Gott eilt, sie zu tun."

Es ist darum auch weder Willkür noch Zufall, dass das Gesetz, dieses heilige Zeugnis Gottes an die Menschen, das auf Anordnung der Engel gegeben wurde (Apg 7:53), nicht auf einer, sondern auf zwei steinernen Tafeln geschrieben war.

 

In Eph 1:10 wird das Geheimnis des Willens Gottes, das er sich  vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten, den Gliedern des Christusleibes enthüllt. Es bezieht sich auf nichts Geringeres als auf das gesamte All (ta panta). Und zwar wird das All nicht nur wie in 1Kor 15:28 bezeugt wird, unterworfen, unterstellt oder gehorsam gemacht werden, sondern im Gegenteil vielmehr emporgehauptet, d.h. dem Christushaupt einverleibt und gleich gestaltet werden.

 

Alles verkrampfte Gesetzeswesen, das ja doch nichts zur Vollendung bringt (Hebr. 7:19) und bestenfalls ein Dienst des Todes und der Verdammnis ist (2Kor 3:7.9), wird dereinst in der allgenugsamen Liebe Gottes eine Hinaufgestaltung, ein in die Fülle Geführtwerden erfahren.

Dann werden auch diese Zweiheiten von dem All und Christus, von Gesetz und Liebe zur wunderbaren Zielzahl der herrlichen Eins gebracht werden.

So wird sich am Ende aller Wege Gottes das tiefgründige Pauluswort im Vollsinn und in jeder Beziehung an aller Kreatur erfüllen: "...der aus den beiden (oder zweien) eines macht..."

(Eph 2:14).

 

Wir dürfen also in der Zwei die Zahl des In-die-Erscheinung-tretens und der Spannung und der Scheidung, des Zeugnisses und der Gemeinschaft sehen.